Als wir das dritte Mal nach Tiflis reisen, fühlt es sich schon fast ein bisschen nach Zuhause kommen an. Wir lieben den Vibe der Stadt und schlendern noch einmal durch die vielen schönen Straßen. Unsere fünf-tägige Wanderung durch Georgien bekannteste Wanderregion ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch anstrengend. Aber die prachtvolle Blütenpracht in Swanetien, sowie die Ausblicke auf die Gletscher lassen uns allen Schmerz vergessen. Außerdem entdecken wir ein Kronjuwel unter den Lost-Places.
Wir haben unseren ersten Petsitting Job. „Unverhofft kommt oft“ und so passen wir die nächsten Tage auf Marias Katze auf. Maria haben wir über Couchsurfing kennengelernt und freuen uns über diese Möglichkeit und eine „eigene Wohnung“ für ein paar Tage. Bei Maria wohnen wir nicht so zentral, wie bei Patrick dafür direkt an einem riesigen Markt und nicht weit von der chinesischen Botschaft.
Apropos: Es ist Montag auf geht’s. Heute haben wir den Abholtermin für unsere Visa. Nervös und innerlich auf eine Ablehnung vorbereitet trotten wir durch die Stadt. Am Schalter steht hinter der dicken Glasscheibe die gleiche teilnahmslose Dame, wie vor ein paar Tagen und kramt unsere Pässe hervor, die sie uns wortlos durch die kleine Öffnung schiebt. Gedanklich geh ich schon die Alternativen Routen für unsere Reise durch und muss feststellen, dass da nicht wirklich keine ohne China funktioniert. Noch einmal das ganze Visaprozedere durchmachen, ohne vielleicht den Ablehnungsgrund zu kennen dauert nicht nur wieder 2-3 Wochen, es ist dann ja genauso zum Scheitern verurteilt. Vielleicht bekommen wir zumindest die einmalige Einreise, was aber dazu führen wird, dass wir die Mongolei und Südostasien auslassen müssen. Wir nehmen die Pässe entgegen und blättern wild durch die Seiten. Erste Seite leer, zweite Seite auch leer und die folgenden ebenfalls. Das war´s dann wohl. Plötzlich jubelt Chris auf: „Wir haben einen Double Entry für China“. „Hä? Nur Du?“, denke ich. Wobei das auch ein mögliches Szenario sein könnte, da Chris schon einmal in China war und er dadurch bessere Chancen auf ein zweites Visum hat. Ich gehe noch einmal alle Seiten in meinem Pass durch und dann bemerke ich es. Diese hier ist dicker als die anderen, sie scheint zusammenzukleben. Und tatsächlich, meine Erlaubnis, ins „Reich der Mitte“ reisen zu dürfen hat sich auch noch vor mir versteckt aber ja, wir fahren nach China!
Das bedeutet konkret wir dürfen innerhalb der nächsten sechs Monate zweimal für jeweils 30 Tage nach China einreisen. Das ist das „höchste“ Touristenvisa, das für Chinareisen zur Verfügung steht. Chris kann es noch gar nicht glauben, schließlich war das immer eines der vermeintlich größten Herausforderungen unserer Reise. Neben der Pazifiküberquerung, der Atlantiküberquerung, dem Finden von uns mitnehmenden Autos für ca. 50.000 Km, dem Übernachten bei Wind und Wetter, dem Schlafen bei fremden Personen, dem Essen und Trinken finden im Nirgendwo einhergehend mit dem Essen wegbringen und dem noch gerade in der Entscheidung befindlichen Russlandtransit, also dem Durchkreuzen eines sich im Krieg befindlichen Landes. Nun aber einfach die Lösung eines Problems in den Händen zu halten ist schier unglaublich. Wir kommen unserem Ziel: „Einmal um die Welt zu reisen ohne Flugzeug“ damit deutlich näher.
Wenn das kein Grund zum Anstoßen ist, dann weiß ich auch nicht. Und so laden wir Misho und Ruso auf ein Bierchen in die „Fabrika“ ein. Die Fabrika ist eine alte Fabrikanlage, die zu einem Hostel und Foodcourt umgebaut wurde. Sehr schön und eine reine Augenweide für Chris, lässt sie doch sein Quartiersentwickler-Herz höherschlagen. Auf der Reise hält er immer die Augen nach spannenden Gebäuden offen. Insbesondere wenn alte Fabriken, verlassene Industriebrachen und versteckte Hinterhöfe ein neues Leben eingehaucht bekommen, geht sein Herz auf. Wo andere sich Kirchen anschauen, freut er sich ein Foto von einem gammeligen Haus zu schießen, dessen beste Zeiten schon mindestens 40 Jahre zurück liegen. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald weltweit Bruchbuden als Souvenirs während „normale Touris“ einfach Magneten kaufen, denke ich mir. Zum Glück ist es bisher noch nicht soweit gekommen und Orte wie die Fabrika zu besuchen gefallen mir ja auch. Insbesondere, wenn sie mit einem Bierchen oder Kaffee einhergehen.
Ansonsten freuen wir uns einfach eine Wohnung und damit auch ein bisschen mehr Raum zu haben. Wir kochen selber, schlendern über den Markt, reparieren unsere Schuhe und Rucksäcke bzw. lassen sie reparieren und planen die Wanderung in Swanetien. Nach dem Termin im russischen Visa Amt, wo wir nun die gestern zurückerhaltenen Pässe direkt wieder einreichen, geht es dann auch schon wieder weiter. Diesmal aber mit leichtem Gepäck: Misho und Ruso, die wir in vor einigen Tagen in Tuschetien kennenlernten, haben angeboten, dass wir ein paar Sachen bei Ihnen in Tiflis lassen und sie einfach bei unserem nächsten Besuch mitnehmen können. Einmal müssen wir nämlich noch nach Tiflis, um hoffentlich auch unser Russland-Visa abzuholen. Das Russland Visum soll planmäßig am Montag ausgestellt und abholbereit sein. Unser Bus geht am Dienstagabend. Hoffen wir also mal, dass alles aufgeht. Wir sind den beiden auf jeden Fall sehr dankbar, dass sie unser Gepäck erleichtern und freuen uns schon auf das jetzt notwendige Wiedersehen.
Fernwanderweg von Mestia nach Ushgulli in Swanetien
Mit dem Zuwachs an „Tramper-Wissen“ und auch dem Wissen um das öffentliche Busnetz von Tiflis, bzw. wo es zu finden ist, kommen wir schnell nach Kutaisi. Der Trick ist einfach: einen Bus aus der Stadt zur nächsten großen Straße, Kreuzung oder Raststätte nehmen. Von dort lässt es sich deutlich besser trampen. Eigentlich wollen wir in Kutaisi am Rande der Stadt in einem Park zelten, aber es ist Samstag und da würden wir eigentlich auch gerne ins Nachtleben schnuppern. Das ist dann mit Wildcampen schwierig, da wir unsere Sachen nicht so lange unbeaufsichtigt lassen möchten. Wie gut, dass wir uns für das Hostel entscheiden, denn in der Nacht gewittert es und wir hätten im Zelt mal wieder ordentlich gezittert. Außerdem übernachten wir ja noch die ganzen nächsten Tage bei unserer Wanderung durch Swanetien im Zelt.
Der Wanderweg in Swanetien von Mestia nach Ushgulli ist der bekannteste Fernwanderweg Georgiens. Er ist trotzdem weit davon entfernt überlaufen zu sein und für uns ist es auch schön, Gleichgesinnte zu treffen. Wer jedoch die absolute Ruhe sucht ist in Tuschetien besser aufgehoben. Die erste Etappe ist ehrlich gesagt nicht besonders spektakulär, dafür umso anstrengender aufgrund zahlreicher Höhenmeter und der kräftigen Sonne, ohne schattenspendende Bäume. Als wir dann einmal die Höhe erreicht haben, bieten sich dafür aber alle paar Meter neue beeindruckende Aussichten. Die Berge sind hier schroff und massiv. Die unteren Hänge voll mit Blumen in sämtlichen Farben und Formen. Immer wieder kreuzen wir Bäche und kleine Waldabschnitte. Es riecht nach Minze, Thymian und Rosmarin. Schmetterlinge setzten sich auf unsere von der Sonne gewärmten Wanderschuhe, sobald wir stehenbleiben. Die tollen Panoramen gepaart mit dem leichten Gepäck machen uns die Wandertage wirklich leicht. Trotzdem erleben wir auch „schwere“ Tage in Swanetien.
An unserem zweiten Tag wollen wir am Abend noch einen Fluss überqueren. Wir haben schon von anderen Reisenden gehört, dass sie mit Pferden über den Fluss gebracht wurden. Bei zwei von drei WanderInnen, die wir getroffen haben, hat auch das nur suboptimal geklappt. Sie wurden vom Pferd geworfen, zwar zum Glück schon auf der anderen Seite, aber trotzdem nicht cool. Wir wollen ihn also lieber zu Fuß durchqueren. Außerdem sind am Abend zu dem Zeitpunkt an dem wir da sind keine Pferde mehr da. Wir treffen am Flussufer auf einen Wanderer, der gerade von der anderen Seite gequert hat. Er gibt uns noch ein paar Tipps und einen Wanderstock mit, dann geht es los. Die Elektrogeräte packen wir in einen Trockenbeutel und diesen oben in den Rucksack. Den Rucksack verpacken wir zumindest mit dem Regencape. Der Fluss ist eisig, da er durch Gletscherwasser gespeist wird und die Strömung ist stark. Beim letzten Flussarm reißt es mich weg. Obwohl ich behaupten würde, dass ich eine gute Schwimmerin bin erschrecke ich mich sehr. Nicht nur, dass es wirklich eiskalt ist, sondern auch weil mein Rucksack auf mir liegt und es trotz geringer Wassertiefe (etwa bis zum Knie) schwer ist wieder aufzustehen. So stehe ich anschließend ziemlich von der Situation überfordert im Fluss und weiß nicht ob vor oder zurück. Da ich mich nicht nochmal weiter traue, geht es zurück.
Wir schlagen unser Zelt in einem kleinen Waldstück nahe dem Fluss auf.
Der Fluss führt am Morgen weniger Wasser, da er vom Gletscher gespeist wird und der Gletscher über Nacht und am frühen Morgen ohne Sonneneinstrahlung deutlicher langsamer schmitzt. Also probieren wir es morgen ganz früh bei Sonnenaufgang. Ich kuschle mich nur noch in meinen Schlafsack und möchte eigentlich gar nicht oder nie mehr aus dem warmen raus. Drei SpannierInnen haben neben uns ihre Zelte aufgeschlagen. Sie wollen den Fluss auch morgen früh queren und wir fragen sie kurzerhand, ob wir uns anschließen dürfen. Gemeinsam geht vieles leichter. Mir zittern jetzt schon die Knie, wenn ich an den nächsten Morgen denke. Da wir mit dem ersten Tageslicht starten wollen, geht es früh ins Bett.
Um ca. drei Uhr raschelt es am Zelt. Ich bin gar nicht so schnell bei mir und denke zuerst es ist einfach ein kleines Tier. Dann kriege ich aber doch Angst und wecke Chris, der auch langsam zu sich kommt. In dem Moment reißt etwas oder jemand meinen Rucksack unter unserem Vorzelt weg und zieht ihn ins Dunkel. Wir machen schnell noch die Zeltwand auf, rufen und leuchten in die Nacht, sehen aber nichts mehr. Hinterherrennen? Wenn es ein Tier ist, das den Rucksack gestohlen hat, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, da unser Proviant in dem Rucksack ist, wollen wir ihm nicht in der Nacht begegnen. Schließlich muss es so Groß gewesen sein, dass es den schweren Rucksack mit einem Mal wegreißen konnte. Vielleicht ein Hund, ein Wolf, ein Bär? Und wenn es ein Mensch ist, dann ist er sicher auch darauf vorbereitet, dass er auf jemanden treffen könnte, kennt sich hier besser aus und ist vielleicht bewaffnet. Also nicht raus in den dunklen Wald, in dem wir sicher unterlegen wären. Wir werden im Morgengrauen schauen, was los ist. Im Rucksack waren neben meiner Kleidung und Essen auch Medikamente und Bargeld, das ich aufgrund des Fluss-Fiaskos vergessen habe rauszunehmen, sonst nehme ich es immer in einer kleinen Tasche mit ins Zelt. Nun ist an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken. Zur Info: Wir sind wirklich am A. der Welt und das ist nicht übertrieben. Das nächste Dorf besteht nur aus drei Häusern und ist einen zweistündigen Marsch entfernt. Dort ist aber immerhin ein Zugang zur Straße über die wir zurückfahren könnten. Vielleicht war es wirklich ein Tier und es ist gar nicht alles weg.
Mit dem Sonnenaufgang springen wir aus dem Zelt. Und tatsächlich die ersten Sachen finden wir schon nach einigen Metern. Wenig später den gesamten Rucksack. Alle Reißverschlüsse sind sorgfältig geöffnet, die Kleidung ist um den Schauplatz verteilt und der Rucksack an den Wegweiser gelehnt. Es war offensichtlich kein Tier, aber glücklicherweise wurde ein innenliegender, versteckter Reißverschluss nicht geöffnet und somit der oder diejenige nicht des Geldes fündig und hat alles zurückgelassen. Außerdem ist anscheinend noch nicht so bekannt, wie teuer Regenjacken und anderes Outdoor Equipment sind, denn diese hätten dem/der DiebIn wohl mehr eingebracht, als das Bargeld. Ich habe geschrieben, dass wir fast alles zurückbekommen haben, denn keine Ahnung wie oder warum, aber meine bedruckte Tasse und eine Trinkflasche sind nicht auffindbar. Das macht natürlich nichts, sondern ist einfach seltsam. Wenn nicht die Flussüberquerung anstehen würde, wäre ich vermutlich überglücklich vor Erleichterung. Allerdings macht es uns schon ein mulmiges Gefühl zu wissen, dass extra jemand aus dem Ort gelaufen oder geritten kommt, um TouristInnen auszurauben. Denn es gibt keine Straße und der Zeltplatz ist 7km entfernt. Wegen der Flussthematik (morgens weniger Wasser) ist der Zeltplatz aber recht bekannt und sehr beliebt bei WanderInnen. Ehrlicherweise ist es nicht die einzige Überfallgeschichte in Georgien von der wir hören. Also vielleicht auf den bekannten Wanderwegen doch lieber auf ein Gästehaus zurückgreifen oder gut auf die Wertsachen aufpassen.
Als wenig später die SpanierInnen aus ihren Zelten gekrochen kommen sind sie gleichermaßen schockiert von der Geschichte. Sie haben unsere Rufe und das Licht in der Nacht mitbekommen, sich aber keine weiteren Gedanken gemacht, weil dann alles wieder schnell ruhig war. Wir überqueren gemeinsam den Fluss. Gemeinsam ist es deutlich einfacher und ich weiß nicht, ob wir es alleine geschafft hätten. Unsere Füße schmerzen noch die nächste Stunde von der Kälte und so sind wir sehr Dankbar als die Sonne herauskommt. Wir machen noch eine gemeinsame Mittagspause, wo wir etwas erschrocken feststellen müssen, dass wir schon sehr Deutsch sind. Während die SpanierInnen gesunde Snacks aus Haferflocken, Nüssen und trockenem Obst dabeihaben, packen wir am Mittag unsere Wurstbrote aus. Über die sich die drei dann aber auch sehr freuen.
Leider müssen wir uns nach kurzer Zeit verabschieden. Zwar trennen sich nicht unsere Wege, aber die drei sind einfach deutlich flotter als wir unterwegs. Trotz des nächtlichen Vorfalls können wir wieder gut im Zelt schlafen. Diesmal ist unser Zeltplatz gezwungener Maßen ganz abgelegen. Aufgrund aufziehender Gewitterwolken schlagen wir unser Zelt spontan und ziemlich schräg mitten auf einem Bergpass auf. Es ist schon eine Flache Mulde in der wir liegen und so vom Unwetter geschützt sind, unsere Matratzen könnten heute aber auch als Rutsche dienen.
Dafür ist es am nächsten Morgen nicht weit zum Kamm des Berges von dem wir eine unschlagbare Aussicht auf den Gletscher haben. Da es nicht mehr viele Kilometer nach Uschguli, unserem Ziel sind können wir uns hier richtig Zeit für Fotoaufnahmen lassen.
Am Abend treffen wir uns mit den SpannierInnen in Uschguli auf ein georgisches Abendessen und „Zielbier“. Das haben wir uns verdient. Hier haben wir übrigens auch eine gute und günstige Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Wir schlafen gratis im Garten eines Gästehauses, natürlich mit Absprache. Das fühlt sich sicher an.
Die farbenfrohe Blumenpracht in Swanetien haut uns um. Generell nehmen wir die Natur beim Wandern viel intensiver wahr. Besonders die beiden Gletscher, die wir auf unserer Wanderung nicht nur sehen, sondern auch hören und teilweise sogar fühlen können, beeindrucken uns nachhaltig. Wenn ein Stück des Eises abbricht, der Gletsche also „kalbt“, dann donnert es im ganzen Tal. Der Boden bebt unter den Füßen, obwohl das abgebrochene Stück aus der Entfernung gar nicht so gewaltig aussieht. Diese Naturgewalten so nah zu erleben, ruft einem nochmal in Erinnerung wie eng alles miteinander verwoben ist.
Wir sind einen Tag früher als erwartet in Ushguli angekommen. Bei mehrtätigen Wanderungen planen wir eigentlich immer einen Puffertag ein, da nie sicher ist, ob wir die geplanten Kilometer auch tatsächlich laufen können. Wir fahren am nächsten Tag trotzdem schon wieder in Richtung Tiflis, da wir noch eine Nacht in Zqaltubo bleiben wollen. Wer Lost Places mag wird Zqaltubo lieben. Die halbe Stadt liegt brach und wird von der Natur zurückerobert. Zqaltubo ist der ehemalige Kurort Stalins, den er und seine ParteigenossInnen regelmäßig zur Erholung aufsuchten. Rund 15 Sanatorien, also Kurhotels mit jeweiligen Spezialisierungen entstanden rund um die heißen Thermalquellen des Ortes. Mittlerweile sind bis auf einzelne in Sanierung befindliche, alle verlassen. Wir fühlen uns wie in einem Zombiefilm, wenn wir durch die verlassenen Gemäuer wandeln. Wir sind am Abend dort und die Sonne scheint noch durch die ausgeschlagenen Fenster. Doch als sie untergeht, laufen wir schnell zurück zu unserem Gästehaus, das wir uns heute gegönnt haben. Eine richtige Dusche nach 5 Tagen zelten ist schon was Feines. Außerdem wollten wir nicht in einer der Ruinen unser Zelt aufschlagen. Das ist uns schlicht zu gruselig. Wer Zqaltubo besuchen möchte sollte unbedingt in den Blog wander-lush.com schauen. Hier sind alle sehenswerten Gebäude beschrieben und es gibt sogar eine Google-Maps-Karte.
Tiflis we are back - Homebase Tiflis
Unsere Erfahrung mit den GeorgierInnen waren bisher durchwachsen. Von unserer Chacha Erfahrungen haben wir im letzten Beitrag bereits erzählt und dem nächtlichen Besuch habe ich oben beschrieben. Hinzukommt dass es uns wirklich oft auf Märkten, auf der Straße oder im Supermarkt passiert, dass Leute sehr unfreundlich patzig, ja fast schon aggressiv sind, wenn wir sie ansprechen. Meistens konnte die Situation schnell deeskaliert werden, wenn wir übermäßig freundlich waren und herzlich gelächelt haben. Umso glücklicher sind wir, als wir auf unserer letzten Tramperstrecke von einem super lieben Georgen mitgenommen werden. Wir essen gemeinsam Eis, hören Helene Fischer und uns unbekannte deutsche Schlagergötter beim Fahren und probieren georgische Brotspezialitäten am Straßenrand. Ein schöner Tramper-Landesabschluss.
Apropos Brot: Wir lieben das frische georgische Brot aus dem Steinofen. Da passiert uns regelmäßig „Shemomedjama“. Das ist eine georgische Redewendung, die den Umstand beschreibt: Versehentlich alles aufzuessen, obwohl man eigentlich schon satt ist, weil es so gut schmeckt. Wir kaufen deswegen mittlerweile immer gleich zwei oder mehr Brote, besonders wenn sie ganz frisch und noch warm sind.
Beim dritten Aufenthalt dürfen wir Tiflis schon als Homebase bezeichnen oder? Drittes Mal, dritte Couch. Dieses Mal übernachten wir bei Balraj und seiner Freundin Lisa. Wir entfernen uns immer weiter vom Zentrum. Bei unserem dritten Tiflis Aufenthalt ist es zwar weit in die Stadt, dafür ist fußläufig ein Wald und See erreichbar in dem wir morgens zusammen baden gehen. Tatsächlich haben wir trotz drei Couchsurfing Aufenthalten in Georgien bei keinem/keiner GeorgierIn übernachtet. Trotzdem haben wir viel über fremde Kulturen und auch über die georgische Kultur gelernt.
Bei diesem dritten Couchsurfing Aufenthalt lernen wir außerdem viel über den Hinduismus und seine Eigenheiten. Balraj kommt ursprünglich aus Indien und Lisa setzt sich intensiv mit dem Hinduismus auseinander. Zwischendurch muss ich aufpassen, dass ich unserer Gastgeberin nicht versuche „wachzuschütten“ als Lisa mir erklärt, dass das indische Kastensystem in sich sehr stimmig ist und jeder darin seine Position findet und es „von Gott gewollt ist“. Es ist spannend, die beiden bei ihren religiösen Ritualen beobachten zu dürfen. Die Gebete, Mantras und Gesänge nehmen häufig den ganzen Tag ein. Es ist für uns interessant und faszinierend, sich sogar in dieser kleinen Wohnung, hier im 14. Stock eines heruntergekommenen Plattenbaus durch die noch Nachbarn in ihre eigene Wohnung hindurchlaufen, völlig aus dem Umfeld herausnehmen zu können. Wir freuen uns sehr für die beiden, dass sie ihr persönliches Glück in der Religion gefunden haben, können uns allerdings den einhergehenden Personenkult dieser Glaubensform, sowie das reine Gottvertrauen als Lösung oder gar Erklärung für menschliches Leid nicht für uns vorstellen.
Am nächsten Tag soll es für uns weitergehen. Unser Visum ist „just in time“ ausgestellt worden. 3 Tage Zeit haben wir, um ca. 700km des russischen Kaukasus und Wolgadeltas zu durchqueren. An diesem Abend habe ich echt Bauchschmerzen.
Yorumlar