Wir fahren der Seeluft entgegen. Drei Radetappen liegen noch vor unserem Ziel. Von unserer "Liebesinsel" geht es weiter in die Mecklenburger Seenlandschaft wo wir gleich zwei Meilensteine erreichen. Über Waren an der Müritz geht es dann weiter Richtung Schwerin und Wismar.
In unserer Lichtung im Wald (der Liebensinsel) haben wir gut genächtigt. Da wir nicht sicher sind, wie weit der nächste Supermarkt ist (In Brandenburg sind die Entfernungen schon häufiger deutlich weiter gewesen, als wir es aus dem Ruhrgebiet gewohnt sind) Verspeisen wir endlich unsere "Notfall-Ration" Porridge. Diese hatten wir bereits zu Hause gekauft, anschließend mit dem Zug nach Oberbayern transportiert und dann per Rad bis hierher nach Brandenburg gefahren. Zum Glück sind die kleinen Haferflocken-Päckchen nicht so schwer :-D
Nach kurzen 20 Km erreichen wir den ersten Meilenstein unser heutigen Etappe. Wir fahren ins 6. und damit in unser Ziel-Bundesland Mecklenburg Vorpommern ein. Kurz darauf knacken wir dann noch die 1.000 km Marke.
Obwohl wir erst spät die Seenlandschaft wirklich sehen, haben wir an der Mecklenburgischen Seenplatte bereits ein erstes Ostsee-Gefühl. Denn Strandkörbe stehen auch schon hier in den Seebädern der Müritz.
Am Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel, Waren an der Müritz. Wir sind mal wieder gut nass geworden und eine heiße Dusche würde guttun. Deshalb entscheiden wir uns, auf einen Zeltplatz vor der Stadt einzukehren. Der "Elbe-Müritz-Radweg" den wir den Tag über gefolgt sind führt ohnehin mitten durch den Campingplatz „Kamerun“ (ja, wir haben auch gestaunt, als wir das Schild gelesen haben und dachten „Ui, da sind wir aber wohl irgendwo falsch abgebogen“). Wir ergattern ein schönes Plätzchen am See und schauen, wie die Boote am Steg schaukeln.
Der Platz ist gut belegt. Sehr viele Wohnmobile und Kastenwagen, die aktuell voll im Trend liegen. Nur mit dem Zelt ist an diesem nasskalten Oktobertag niemand anderes außer uns. Diese auf Sprinter (Mercedes), Ducatos (Fiat) oder Crafter (VW) aufgebauten „Wohnmobil-Busse“ scheinen an sich auch für uns die ideale Kombi zu sein. Sie enthalten alles, was man benötigt, man muss nicht immer alles umbauen und zusammenklappen, wie in einem Bulli. Man kann darin stehen, sie haben teilweise sogar richtige Duschen, verbrauchen weniger und man kommt mit ihnen flott über die Autobahn und sogar in Innenstädte. Eigentlich perfekt, wenn da nicht der Preis wäre. Wir gönnen also allen Leuten ihre neu erworbenen Fahrzeuge und hoffen, dass sich noch viele Menschen diese tollen Autos anschaffen. Derzeit fahren ja wirklich sehr viele nagelneue Modelle davon herum. Wir hoffen aber auch, dass einige Leute sich in den nächsten Jahren doch wieder davon trennen möchten und dass wir dann hoffentlich ein solches Gefährt gut gebraucht kaufen können. :-)
Nach unserer ausgiebigen Dusch-Session die dennoch nur wenige Cent von der Duschkarte verbrauchte, sind wir auf dem Weg in die Stadt. Die Innenstand ist von historischen Gebäuden geprägt und wirklich schön. Unser erster Blick auf dem Marktplatz fällt allerdings auf einen Supermarkt, der noch geöffnet ist. Die davor chillende Jugend lässt vermuten, dass unsere Lust auf ein kühles Bierchen dort gestillt werden kann. Im Markt selbst fällt uns jedoch eine sehr merkwürdige Angebotspallette auf. Total viel Fertigessen und Dosenfutter liegt in der Auslage. Wahrscheinlich für die ganzen Camper*innen und Hausboottourist*innen. Aber auch die gekühlten Getränke sind lustig sortiert. Cola, Fanta, Sprite an Limos; nur zwei Sorten Bier, wobei die eine schlimmer als die andere ist; eine Sorte Wasser und eine schier unfassbare Auswahl an alkoholischen Mischgetränken von jeder Marke. Es gibt sogar jeweils eine Hausmarke. Mit Bierdurst in den Laden hinein und mit zwei Billo-Whisky-Cola à 1,49 EUR aus dem Laden heraus stoßen wir auf das erreichte Tagesziel an. Und das Beste, das Döschen schmeckt sogar.
Jetzt, wo wir uns bereits für einen Zeltplatz, eine heiße Dusche und ein kaltes Getränk entschieden haben, geraten wir in Gönner-Stimmung. Wir wollen noch etwas essen gehen. Da wir beide Lust auf unterschiedliche Sachen haben und das Budget nicht völlig überstrapazieren wollen, haben wir DEN LADEN gefunden. Die Pizzabude „Bollywood“ zieht uns an, wie Motten das Licht. Und die Speisekarte lässt uns vor Lachen nicht zur Entscheidung kommen. Der Nudelauflauf mit Dönerfleisch, Sauce Hollandaise, Tikka-Massalla und Käse überbacken ist dabei eines von vielen Highlights. Nachdem wir so gut gegessen haben, sind wir doch noch in Bier-Laune und suchen uns noch eine nette Kneipe, um den Abend ausklingen zu lassen.
Als wir am nächsten Morgen aus unserem Zelt kriechen, erwartet uns eine malerische Kulisse in Waren an der Müritz. Und wir können es kaum glauben, strahlender Sonnenschein. Leider hält diese Wetterlage nicht lange an und bevor wir aus Waren Müritz rausfahren, hat uns der Regen zurück. So entschließen wir unterwegs, uns ein Hotel für die letzte Übernachtung vor Wismar zu gönnen und finden auch schnell ein gutes Angebot 40 km vor Schwerin und damit nur noch 70km bis ans Ziel Wismar. Kurz nachdem wir uns entschieden haben, das Hotel zu buchen, kommt die Sonne heraus und es wird doch noch ein schöner sonniger Tag. Und da wir durch Lübz fahren genehmigen wir uns hier natürlich auch ein frisches Lübzer.
Lübz bleibt uns aber wegen etwas anderem in Erinnerung: Nicht weit hinterm Ortsschild riecht es auf einmal sehr verdächtig und als wir näherkommen, erinnert es noch mehr an unser Nachbarland, Holland.
Am Wegrand sprechen wir einen der Landwirte an. Und tatsächlich wird hier Hanf angebaut, natürlich nur für medizinische Zwecke.
Kurz danach brauchen wir uns nicht mehr ärgern, dass wir für heute ein Hotel gebucht haben, es fängt wieder in Strömen an zu regnen und so erreichen wir im Dunkeln und nass tropfend das Hotel. Diesmal haben wir an Extravaganz tatsächlich noch einen drauf gesetzt, im Vergleich zu Nürnberg. Und so schleichen wir nass und möglichst unauffällig durch die Lobby zu unserem Superior-Zimmer.
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