Wie wir es unerwartet an einem Tag nach Leipzig schaffen…
Nachdem Chris Fahrrad repariert ist, erkunden wir die „Thüringer Städtekette“ und stellen fest, dass wir einen Tag früher in Leipzig ankommen können. Ein Tag, den wir dann auch in vollen Zügen genießen. Ebenso wie meinen Geburtstag und alles bei grandiosem Wetter.
Am nächsten Morgen kosten wir das Hotel bis zur letzten Sekunde aus. Hätten wir zu dem Zeitpunkt bereits gewusst, dass wir noch bis Leipzig an dem Tag fahren würden, wären wir wohl nicht so entspannt gewesen. Trotz Sonnenschein präsentiert sich Gera nicht so gemütlich, fein rausgeputzt und urig wie andere Thüringer Städte, die wir bereits besucht haben und die auch auf der „Thüringer-Städtekette“ liegen. Dafür weist Gera gleich mehrere Fahrradgeschäfte auf, die für uns wichtig sind, um Chris Bremse zu reparieren bzw., da wir leider nicht die besten Fahrradmechaniker*innen sind, reparieren zu lassen. Wir steuern einen großen Fahrradladen an, den wir bereits am Abend ausgecheckt haben.
Wir sehen anscheinend hilflos und bepackt genug aus, dass uns schnell geholfen wird. Selber scheint der Fahrradmechaniker jedoch nicht regelmäßig zu fahren, denn den Radweg „Thüringer-Städtekette“ kennt er offenbar nicht. Eingestehen will er sich dies aber auch nicht und so lotst er uns in vermeintlich zielsicher die entgegengesetzte Richtung. Da wir aber mittlerweile Tourismusinformationen lieben und schätzen gelernt haben, besorgen wir uns auch hier zunächst eine Karte mit den entsprechenden Radwegen. Dann nachdem alles repariert, neue Karten organisiert und die Räder gepackt sind, geht es los. In die richtige Richtung und ausnahmsweise erst gegen Mittag.
Der Radweg „Thüringer-Städtekette“ ist schnell gefunden und so können wir direkt richtig Gas geben. Zumindest für das kleine Stück können wir die „Thüringer-Städtekette“ wärmstens empfehlen. Meine Eltern sind bereits den gesamten Radweg gefahren und gleichsam begeistert. Außerdem sind die anderen Städte sehr empfehlenswert. Die hatten Chris und ich bereits vor einigen Jahren jeweils im Winter besucht und uns regelrecht in ostdeutsche Städte verliebt. So fahren wir also durch schöne, leicht hügelige Landschaft auf bestem Asphalt.
Selbst eine Umleitung bei der - die Radfahrer*innen wissen es - einem das Herz in die Hose rutscht, war gut beschildert. Umleitungen sind deswegen immer aufregend, weil entweder der Fahrbahnuntergrund zur Katastrophe wird, die Umleitung in einer nächsten Baustelle endet oder einfach mal wieder Schilder vergessen wurden. Aber hier kommen wir pünktlich zur Kaffee-Kuchen-Zeit in Altenburg, dem Ende der „Thüringer-Städtekette“ an. Hier suchen wir uns zunächst ein sonniges Plätzchen im Eiscafé. Das dies schon unser letztes Eis für den Urlaub sein würde, wussten wir da zum Glück noch nicht, sonst hätte ich wahrscheinlich im selben schlechte Laune bekommen und noch zwei Kugeln mehr bestellt.
Im Eiscafé breiteten wir unsere Thüringen Karte aus, um nach einem schönen Zeltplatz, vornehmlich nahe des Wassers zu schauen. Und tatsächlich liegt der nächste See nicht weit entfernt und ich freue mich auf eine kurze Etappe. Als Chris plötzlich einwirft, dass wir noch heute bis nach Leipzig fahren könnten, bin ich zunächst etwas perplex, springe dann aber voll auf den Zug bzw. das Rad auf. Wir erstellen bei Maps eine Route und vergleichen diese mit der auf unserer Karte. 50 km bis Leipzig nach Maps sind selbst mit den obligatorischen 20 % mehr noch machbar. Allerdings sind wir in Gera erst spät los und so ist es mittlerweile 17 Uhr und die Tage schon spürbar kürzer. Aber es ist einfach zu verlockend. Denn dadurch hätten wir zwei volle Tage in Leipzig, wären früher bei meiner Freundin Katja und hätten es warm. Unser Zelt, die Handtücher, die Schlafsäcke etc. könnten durch unsere vergangene Nacht im Hotel, zusätzlich noch unbenutzt trocken bleiben. Also rufen wir Katja an. Wie so oft im Urlaub haben wir vergessen welcher Tag und welche Uhrzeit es ist und das andere Menschen arbeiten müssen. Also müssen wir uns etwas gedulden bis Katja Feierabend hat (mehr Zeit für Eis). Nachdem wir ihr dann unser Anliegen geschildert haben, müssen wir uns noch etwas mehr gedulden, da Katja natürlich auch mit Lena, ihrer Mitbewohnerin sprechen muss. Obwohl die beiden noch mitten im Umzug stecken (dieser liegt erst wenige Tage zurück) dürfen wir kommen. In der Wartezeit springen wir noch schnell in den „Konsum“. Ein Wort, dass Katja sich schon perfekt angeeignet hat und Ja, wir dürfen schon heute kommen.
Für die Strecke nach Leipzig nutzen wir zunächst den „Pleiße-Radweg“, dieser zeigt sich im Sonnenuntergang als eine sehr schöne Wegstrecke.
Mit voranschreitender Uhrzeit wechseln wir, mit Hilfe von Maps auf Landstraßen. Gefühlt mitten in der Nacht, tatsächlich erst um 21 Uhr, erreichen wir Leipzig. Wir springen noch schnell in den nächsten "Konsum" und besorgten ausreichend Bier für den ersten Abend. Schließlich möchten wir bei unseren Gastgeberinnen nicht mit leeren Händen ankommen. Wir werden gebührend in Empfang genommen und verspeisen zusammen, das gerade fertig gestellte Risotto. Als uns die Augen in immer kürzer werdenden Abständen zufallen, entschließen wir uns ins Bett zu gehen und alles weitere Morgen zu besprechen.
In den nächsten Morgen starten wir mit einem gemeinsamen Frühstück. Hierzu bastelt Chris zunächst einen Wohnzimmertisch aus Umzugskartons.
Da Lena und Katja etwas in der Stadt besorgen müssen, entschließen wir uns gemeinsam aufzubrechen. Am Nachmittag besuchen Chris und ich den „wilden Heinz“ ein Gartencafé an der Karl-Heine-Straße in Plagwitz. Bei strahlender Sonne und einem leckeren Bier entsteht im Garten des „wilden Heinz“ unser erster Blogeintrag. Da Katja unsere erste Abonnentin ist, ist ihr das natürlich sofort aufgefallen und gab uns ihr Erstleserin-Feedback.
Das Café hatten Katja und ich mit weiteren Freundinnen bereits vor zwei Jahren entdeckt. Damals wusste Katja noch nicht, dass Leipzig ihre neue Heimat werden würde. Da Leipzig zu dem Zeitpunkt aber schon in der engeren Auswahl für einen Studienplatz war, nahmen wir die Studierendenbars,-cafés und -kneipen natürlich besonders gut unter die Lupe.
Wieder zurück in der Wohnung sind Lena und Katja gerade bei der zwanzigsten Reinigung ihres über Ebay Kleinanzeigen erworbenen Backofens. Eine komplette Flasche Backofen-Reiniger musste bereits dran glauben und Katja ist immer noch im Zwiespalt, wie sie denn nun noch den geplanten Geburtstagskuchen für meinen morgigen Geburtstag backen kann. Da wir ja früher als gedacht angereist sind, war dafür einfach keine Zeit mehr.
Ende vom Lied: Katja hat keinen Kuchen mehr gebacken, aber wir hatten trotzdem einen selbstgebackenen Geburtstagskuchen...
Wir starten bei den beiden in den Geburtstags-Vorabend. Essen lecker und trinken die ersten Biere und Cocktails. Und gegen elf Uhr geht es los auf die KaLi (Karl-Liebknecht-Straße). Auf Lenas Empfehlung, stoßen wir mit einem Mini-Guinness im Mc Cormacks Irish Pub auf meinen Geburtstag an.
Ein Mini-Guinness setzt sich aus Kaffeelikör (unten) und Baileys (oben) zusammen, Anschließend wollen wir noch das Leipziger Spezial „Giesela“ testen. Dieser Zitronenlikör schmeckt jedoch weder in der zweiten noch in der dritten Kneipe.
Zum Abschluss einer Kneipentour darf der Gute-Nacht-Döner, der am nächsten Morgen auf jeden Fall bereut wird, natürlich nicht fehlen. So gestärkt und mit einem Premium-Rosé vom Dönerladen im Gepäck beschließen wir, nach Hause zu laufen.
Nach kurzen vier Stunden Schlaf klingelt bereits der Wecker. Schließlich gehört zur „Kempmännischen“ Tradition ein ordentliches Geburtstagsfrühstück und dazu haben wir einen Tisch in der „Milchbar-Pinguin“ reserviert.
Da uns das Völkerschlachtdenkmal bereits am Dienstagabend imponiert hat, als wir an den riesigen beleuchteten Soldaten vorbeifuhren, stand der Entschluss sich das Denkmal anzusehen schnell fest. Das Völkerschlachtdenkmal ist absolut beeindruckend und sehenswert. Wir beschließen zusammen mit Lena und Katja nochmal für ein Konzert im Denkmal wiederzukommen.
Auf dem Weg zu einem Café, um Geburtstagskuchen zu essen, fahren wir zufällig, eigentlich nur weil Katja ihr Fahrradlicht vergessen hat, nochmal bei den beiden vorbei. Und da ist doch tatsächlich ein Geburtstagspaket aus der Heimat angekommen, in dem sich ein ganzer Geburtstagskuchen von meiner Mama versteckt. So beschließen wir die Kuchenpause auf dem Balkon zu verlegen.
Anschließend lassen wir den Abend und leider auch den Besuch in Leipzig auf der Eisenbahnstraße ausklingen. Heute war echt ein Schlemmer-Tag und damit dieser auch gebührend endet, probieren wir syrisches Eis mit Pistazien und genießen anschließend einen bunten syrischen Teller.
Also wer gerne syrisch, türkisch und arabisch isst, ist auf der Eisenbahnstraße bestens aufgehoben. Wir sind auf jeden Fall begeistert.
Am nächsten Morgen sind wir einer mehr in der WG, Lenas Freund ist gestern Nacht noch aus Hamburg angekommen. So frühstücken wir nochmal alle zusammen, ehe Chris und ich uns schweren Herzens von den Dreien und Leipzig verabschieden müssen.
Nun geht es zunächst mit dem Zug nach Wusterwitz, bzw. offiziell bis Genthin. (Denn Wusterwitz liegt bereits in Brandenburg und ist dadurch direkt eine neue Preisstufe, so ist das mit dem Föderalismus). Anschließend radeln wir bis nach Rathenow und hier kommt uns Alex, ein guter Freund, besuchen.
Comments